Im Jahr 2006 wurde in der Staustufe Gambsheim/Rheinau auf der Grenzinsel zwischen Deutschland und Frankreich eine Fischtreppe in Betrieb genommen. Sie ermöglicht den Fischen, den Rhein über die Staustufe hinweg weiter aufzusteigen.
Nicht nur Wanderfische wie der Lachs nutzen diese Möglichkeit für den Aufstieg, sondern auch viele lokale Arten, wie ich bei meinem Besuch vor Ort im 2007 eingerichteten Informationszentrum erfuhr. Dort sind drei gigantische Aquarienfenster in der Größe von etwa 3 X 2 Meter eingerichtet, die es den Besuchern ermöglichen, die wandernden Fische bei ihrem Weg durch den Pass hautnah zu beobachten.
Die Fischtreppe hat drei Einstiege im Unterwasser der Staustufe mit verschieden starken Strömungen. Die Einstiege 1 und 2 befinden sich in einem Bereich mit starker Strömung. Sie ziehen Wanderfische an, neben den Lachsen sind dies Meerforellen, Maifische oder Aale. Der dritte Einstieg ist in einem Bereich mit geringer Strömung angeordnet und dient zum Aufstieg örtlicher Fischarten und Kleinstlebewesen. Alle drei Einstiege führen in einem Verteilbecken zusammen. Ab dort bergauf beginnt die eigentliche Fischtreppe zum Oberwasser der Staustufe. Die Gesamtlänge der Anlage, die die Fische überwinden müssen, beträgt fast 300 Meter.
Am Ausgang des Fischpasses werden rund die durchschwimmenden Fische um die Uhr per Videokamera aufgenommen und somit Anzahl und Fischart bestimmt. Die meisten überwinden die Staustufe mittels Fischpass in den Monaten April bis Juli. Im Juli 2010 waren es laut Zählergebnis des Landesfischereiverbandes Baden e.V. über 17.000, die allermeisten hiervon Aale (fast 16.500). Was man gar nicht vermutet hätte: Im selben Monat haben sogar 10 sonst für ihre Standorttreue bekannte Waller (Silurus glanis) die Fischtreppe passiert.
Die Fischtreppe ist auf jeden Fall einen Besuch wert - nicht nur für Schulklassen. Man muss allerdings etwas Geduld mitbringen, denn die Fische bestimmen nun mal selbst den Zeitpunkt ihres Aufstiegs. Analog zu den Zahlen des Landesfischereiverbandes empfiehlt sich natürlich ein Besuch im Frühjahr, besser noch in den Sommermonaten Juli oder August, dann ist die Wahrscheinlichkeit, Fische bei ihrer Wanderung zu sehen, am größten. Ich selbst hatte das Glück, zumindest einige Exemplare durch die Glaswand beobachten zu können. Zumal solche von geringer Länge hatten sichtlich Mühe, gegen die Strömung anzukommen und suchten immer wieder Schutz in den Ruhezonen. Es ist schon ein beeindruckendes Erlebnis, wenn man einen wandernden Fisch erst schemenhaft erblickt und dann doch recht deutlich dabei beobachten kann, wie er an der Glaswand vorbeizieht.
Im Informationsraum sind auch einige Aquarien aufgestellt, in denen einheimische Fischarten gezeigt werden. Hier wären ein weiterer Ausbau und eine Vergrößerung der Becken wünschenswert. Denn wer Pech hat, kann selbst längere Zeit vor den Beobachtungsfenstern verbringen, ohne auch nur einen einzigen Fisch auszumachen. Da kann ein Blick in die lebendige Welt der Aquarien zumindest ein kleiner Trost sein.
Nähere Informationen, auch zu den Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Führungen etc. siehe unter Besucherzentrum Fischtreppe Gambsheim/Rheinau.
Wolfgang Ros
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