Für den regelmäßigen Besucher dieser Website ist Franz Kern kein Unbekannter. Nach seinem mit herrlichen Fotos ausgeschmückten Reisebericht zum Rio Tefé nimmt er uns nunmehr auf eine weitere faszinierende Bilderreise mit.
Diese führt uns erneut mitten hinein ins Amazonasbecken, doch dieses Mal zum Rio Javari (auch: Yavari), einem über 1.000 km langen und nur in seinem Unterlauf schiffbaren Fluss, der die Grenze zwischen Brasilien und Peru bildet. Dort, bei den Mayoruna, einem Pano-Indianerstamm, hat er nicht nur Berufsfischer beim Fang beobachtet, sondern auch selbst Zierfische gefangen, darunter viele Welse und hier vor allem verschiedene Corydoras-Arten.
In der Einführung zu seinem Lichtbildvortrag weist der vielgereiste Autor auf Folgendes hin:
1987 bin ich mit einem Kollegen aus meinem Aquarien- und Terrarienverein Artemia Linz zum ersten Mal am Rio Javarí gewesen, ein zweites Mal fünf Jahre später (1992) zusammen mit meiner Lebenspartnerin Eva Blüthl. 1999 waren wir ein letztes Mal dort. Bei jeder dieser Reisen sind wir für etwa 7 bis 10 Tage am Fluss unterwegs gewesen und haben in den Hütten der Flussbewohner und somit auch bei den Indianern übernachtet.
Von den 1987 und 1992 durchgeführten Expeditionen habe ich keine sonderlich guten Fotos zusammengebracht, denn meine Fotoausrüstung war nicht die beste. Zudem hatte ich vom Fotografieren nur wenig Ahnung. Daher stammen die meisten Bilder, die ich hier zeigen werde, von meiner letzten Rio Javari-Reise, die mittlerweile aber auch schon 11 Jahre zurückliegt. So wundert es nicht, dass alle Fotos – wie damals noch üblich – mittels analoger Fotografie als Dias erstellt und erst unlängst von mir eingescannt wurden.
Die Bilder sind so geordnet, wie Eva und ich die Reise erlebt haben. In der Regel zeigen sie zuerst die jeweiligen Dörfer und die Führer, es schließen sich Biotopbilder an, sodann folgen Aufnahmen von den Fischen.
Um überhaupt an die Zierfische beziehungsweise an gute Fangplätze heranzukommen, waren wir auf die Hilfe regionaler Führer angewiesen. So fragten wir uns flussaufwärts durch, wo es Fischer gibt, die vom Zierfischfang leben. In deren Dörfern übernachteten wir. Nach gutem Zureden führten uns die Fischer zu ihren Fangplätzen.
Außer den Fischen interessierten uns besonders die indigenen Amazonasbewohner, daher kamen wir in viele Indianerdörfer. Wir haben alle Indiodörfer zweimal besucht und den Indios Fotos von der ersten Reise mitgebracht.
Bei unserem Wiedersehen im Rahmen der zweiten Reise haben wir etwas Schreckliches erlebt: Als wir in das Dorf Lameirao (gesprochen Lamerun) zu den Mayoruna-Indios kamen, war dieses nicht mehr wieder zu erkennen. Bei unserer ersten Reise hatte das Dorf noch ca. ein Dutzend Häuser – jetzt waren es nur mehr vier. Wir mussten feststellen, dass dieses Dorf fasst ausgestorben war, und erfuhren: Eines Tages kam ein Boot mit europäischen Urlaubern und einigen Jungärzten an Bord. Die Ärzte haben den Amazonasbewohnern ihre schlechten Zähne gezogen und Tabletten für andere Schmerzen verteilt. Zudem verabreichten sie bei allen Dorfbewohnern eine Entwurmungskur. Fatal hieran war, dass die Indios durch im Körper lebende Hakenwürmer gegen Malaria immun sind. Nach dieser Entwurmung war die Immunität verpufft, und so verstarben zwölf der sechzehn älteren Indios mit den für sie noch typischen Tätowierungen im Gesicht. Jedes Mal, wenn bei den Indios der Familienvater stirbt, wird – so der Glaubensritus – das Haus angezündet, damit der schlechte Geist mit verbrannt wird und nichts Schlimmes mehr anrichten kann. So erklärt es sich, dass die Zahl der Häuser auf vier reduziert war.
Glücklicherweise hatte damals die FUNAI, eine Indianerschutzorganisation, zufällig das Dorf besucht und so konnten durch Großeinsatz des Militärs und von Ärzteteams wenigstens alle Jugendlichen und Kinder gerettet werden.
So, damit auch schon genug der einleitenden Worte, jetzt wünsche ich Ihnen wieder viel Freude beim Betrachten der Fotos.
Franz Kern/Linz, im November 2010
- alle Fotos in diesem Beitrag © Franz Kern -
Kommentar schreiben