Attraktiv und gefräßig: Pseudopimelodus bufonius

Pseudopimelodus bufonius

Der Eindruck täuscht, den der Betrachter beim Anblick dieses Fotos und damit vom Aufeinandertreffen dieser beiden doch recht unterschiedlichen Welsarten möglicherweise gewinnt.

 

Vielmehr dürfte es die absolute Ausnahme und rein zufälliger Natur sein, dass der Pfleger des Lauerräubers Pseudopimelodus bufonius sein Exemplar unmittelbar an der Frontscheibe beobachten und beim unbeabsichtigten Aufeinandertreffen mit dem aktiven Jäger Pimelodus ornatus auch noch ablichten kann. Denn Pseudopimelodus bufonius lebt tagsüber sehr versteckt, ist ausgesprochen nachtaktiv und verlässt seine Behausung erst mit Einbruch der Dunkelheit.

Pseudopimelodus bufonius

Der auffallend schön gebänderte Pseudopimelodus bufonius ist vorwiegend in schneller fließenden Gewässern im Nordosten von Südamerika und damit vor allem in Peru, Kolumbien und Venezuela beheimatet. Kennzeichnend für die Art ist ihr breiter, jedoch fast lang gestreckt wirkender Körper samt der großen, tief gegabelten Schwanzflosse und der abgeflachte, allerdings massige Kopf mit seinen kleinen Augen und kurzen Barteln. Im Aquarium gehaltene Tiere sollen eine Länge bis maximal 25 Zentimetern aufweisen, wobei meine Exemplare selbst nach Jahren die 20-Zentimeter-Marke nicht erreicht haben und bei 15 bis 18 Zentimetern stehen geblieben sind. Bis zur Länge von etwa 12 Zentimetern wächst die Art noch recht schnell, danach ist ihr Wachstum mit rund 2 Zentimetern pro Jahr deutlich verlangsamt.

 

Einerseits gibt es Exemplare, die eher unscheinbar und blass gefärbt sind und sich zumal in ihren Verstecken nahezu perfekt tarnen können, und auf der anderen Seite solche, die fast so bunt und attraktiv gefärbt sind wie eine Prachtschmerle.

Vermutlich handelt es sich hier nicht um eine geschlechtsbedingte Abweichung, sondern um verschiedene Standortvarianten, vielleicht sogar Unterarten. Die Abweichungen können sich teils auch auf den Körperbau erstrecken, so gibt es massige, gedrungen wirkende und letztlich auch etwas größer werdende Tiere im Vergleich zu sehr schlanken Exemplaren.

 

Sind die Tiere ausgewachsen, so ist ihr Geschlecht leicht zu bestimmen, denn die Männchen weisen eine längliche, am Ende zugespitzte Genitalpapille auf.

Was ist typisch im Verhaltensmuster von Pseudopimelodus bufonius?

Die vergleichsweise plumpen Tiere lauern fast die ganze Zeit in ihren Verstecken bewegungslos auf Beute. Hat der Pfleger nicht für künstliche Behausungen adäquater Größe gesorgt, die die Tiere übrigens gern annehmen, so gräbt sich dieser Wels selbst einen passenden Unterstand unter einer Holzwurzel oder größeren Steinen. Seine dabei eingesetzte Kraft ist erstaunlich. Ist der Schlupfwinkel baulich fürs Erste fertig gestellt, so kann der Pfleger allenfalls den daraus manchmal herauslukenden Kopf ausmachen. Aber auch in der Folge kann er an dieser Stelle immer wieder ausgeprägte Wühlarbeiten beobachten.

Berichte, wonach sich Pseudopimelodus bufonius gesellig verhält, kann ich nicht bestätigen. Nach meinen Beobachtungen verhalten sich die Tiere in der Regel einzelgängerisch und territorial, sprich das eigene Versteck wird gegenüber Artgenossen hartnäckig verteidigt. Im Verlauf so entstehender Auseinandersetzungen können die Welse Verletzungen an Körper und Flossen davontragen. Diese Wunden verheilen aber bei insgesamt guten Wasserverhältnissen recht schnell.

 

Mit Einbruch der Dunkelheit verlässt Pseudopimelodus bufonius sein Versteck, seine Fortbewegung scheint dann manchmal fast ruckartig zu verlaufen. Als aktives Jagen im eigentlichen Sinn kann man dieses Verhalten zwar nicht bezeichnen, aber wenn er bei seinen Streifzügen auf schlafende kleinere Fische trifft, so stellen diese natürlich willkommene Leckerbissen dar. Anderen Fischarten ausreichender Größe gegenüber verhält sich Pseudopimelodus bufonius friedlich, sie dürfen eben nur nicht als Futter in Frage kommen. Das ist dann der Fall, wenn sie sicherheitshalber wenigstens zwei Drittel der Körperlänge dieser Welsart aufweisen und zudem hochrückig sind. Denn das große, dehnbare Maul verrät, dass die Tiere auch recht große Beute machen können. Meine Exemplare haben Fische in etwa bis zur Größe ausgewachsener männlicher Schwertträger verschlungen. Da die Welse nachts auch schon mal im Becken, vor allem an den Scheiben, auf- und abschwimmen, sind somit auch die nicht bodenbewohnenden Arten nie ganz vor ihnen sicher.

Alles in allem erinnert das aufgezeigte Verhalten von Pseudopimelodus bufonius etwas an das der deutlich kleiner bleibenden Art Batrochoglanis raninus, die eben auch sehr versteckt lebend ist, tagsüber nicht viel gestört sein will und erst mit Ausgehen der Aquarienbeleuchtung und auch dann nur mit Lieblingshappen wie Stinten aus ihrem Versteck gelockt werden kann.

 

Was die Haltungsbedingungen anbelangt, so können adulte Tiere bereits in Becken von etwa einem Meter Kantenlänge gepflegt werden. Die Wassertemperatur sollte sich zwischen 22 und 25 Grad Celsius bewegen. Wie in ihren natürlichen Biotopen ist zudem eine stärkere Strömung angesagt; die Welse fühlen sich dann sichtlich wohler. Der Pfleger kann ihnen die Eingewöhnung erleichtern, indem er Regenwürmer und Stinte direkt vor ihren Behausungen platziert. Fertignahrung, und sei es auch in Form von FD-Futtertabletten, haben meine Tiere stets verschmäht.

Pseudopimelodus bufonius

Wirklich schöne, ausgewachsene Exemplare können schon einmal um 50 Euro kosten. Die Art kommt daher nur für den ausgesprochenen Welsfreak in Frage, der seine Freude auch an räuberischen Arten hat, die fast durchweg im Verborgenen leben und die er nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Nach dem Gesagten versteht es sich von selbst, dass eine solch räuberisch lebende Art keinesfalls im gewöhnlichen Gesellschaftsaquarium gehalten werden darf.

 

Weitere Informationen und Bilder zu Pseudopimelodus bufonius siehe Kurzinfos und Fotogalerie.

 

Wolfgang Ros