Besser als sein Ruf: Cephalosilurus fowleri
Unter den Vertretern seiner Gattung gilt Cephalosilurus fowleri als der Schlimmste. Die Informationen, die bislang zu dieser Art abrufbar sind, lassen sich so zusammenfassen: Sehr groß werdend, extrem angriffslustig wie fressgierig und dazu noch überaus teuer in der Anschaffung. Doch ist diese Ansicht auch begründet?
Zu der in Südamerika beheimateten Gattung Cephalosilurus sind vier Arten beschrieben worden. Hiervon wurden bislang drei für die Aquarienhaltung eingeführt: C. apurensis,
nigricaudus und fowleri. Von der Gestalt unterscheiden sie sich nur wenig voneinander. Ihr Markenzeichen ist der große Kopf mit seinen kleinen Augen und kurzen Barteln, dafür
aber einem fast kopfbreiten Maul. Es sind träge Tiere, die sich kaum bewegen und nur auf ihre Beute lauern. C. fowleri kommt ausschließlich im Rio São Francisco Brasiliens und dort
hauptsächlich in den ruhiger fließenden Flussabschnitten vor.
Anschaffung
Die Art gilt als relativ selten, insofern gestaltet sich ihre Beschaffung zumindest zeitweise als schwierig. Die wenigen gefangenen Exemplare gingen noch vor Jahren fast durchweg an Großwelsbegeisterte, fast jeden Preis akzeptierende Japaner, die USA und Europa blieben bei Importen meist außen vor. Zumal in letzter Zeit gab es aber auch Einfuhren nach Deutschland. Man wird nicht umhinkommen, online die Stocklisten spezialisierter Fachhändler zu sichten, will man einen solchen Wels erwerben. Doch etwas Vorsicht ist beim Kauf geboten. Denn manchmal werden die günstigeren C. apurensis und C. nigricaudus „zu 100 Prozent" als „echte Fowleri" angeboten. Da es sich hier um eine gehobene Preisklasse handelt, wird jeder seriöse Händler dafür Verständnis haben, wenn der Interessent vor dem Kauf um Übermittlung eines Fotos des angebotenen Tieres bittet. Sollte es sich dann tatsächlich um den „true Fowleri" handeln und der Preis stimmen, gilt es, zuzuschlagen. Denn mitunter können ein bis zwei Jahre bis zur Einführung der nächsten Exemplare vergehen. Die Preise schwanken je nach Anzahl der importierten Tiere stark, sind aber in der Vergangenheit deutlich gesunken. Ein 15 Zentimeter großes Exemplar kostete 2006/2007 „nur" noch zwischen 100 und 200 Euro; ein lediglich zehn Zentimeter größeres Tier war etwa ab 200 Euro aufwärts zu haben, die Kosten für eine eventuelle Lieferung nicht eingerechnet. Zwischenzeitlich sind die Preise weiter stark nach unten gegangen. So konnte man im April 2008 bei einem Händler, der selbst importiert, bereits 20 Zentimeter lange Tiere zum Schnäppchenpreis von zuletzt 50 Euro erwerben. Wohl auch deshalb, weil sie dort jedes für sich ein Becken bereits über längere Zeit belegten und von daher bald ihre Abnehmer finden sollten.
Dieses adulte Exemplar zeigt seine Bauchunterseite.
Und hier seine Zähne.
Artbestimmung
C. fowleri ist die attraktivste Cephalosilurus-Art. Wie bei allen Vertretern der Gattung gibt es auch bei ihr Exemplare unterschiedlicher Färbung. Diese Abweichungen sind nicht allein auf das Jugend- beziehungsweise Erwachsenenalter zurückzuführen, da sich selbst gleichalte Tiere bisweilen in der Färbung und Musterung unterscheiden.
Junge Exemplare sind heller und oftmals fast orange. Das Jugendkleid ist vor allem aufgrund der sich ergebenden Kontraste durch zwei mehr oder weniger klare dunkle Körperstreifen, einer leichten Übersprenkelung mit schwarz-braunen Punkten und der dunklen Schwanz-, After-, Fett- und Rückenflosse sehr auffällig. Ab etwa 20 Zentimetern verlieren sich diese Kontraste zunehmend und das Orange weicht in der Regel einem rostfarbenen bis dunkelbraunen, teils mit dunklen Punkten besetzten und damit besser an die natürliche Umgebung angepassten Farbkleid. Doch auch dann sind selbst Tiere mit gelblicher Grundfärbung keine Seltenheit. Von C. apurensis und C. nigricaudus unterscheidet sich C. fowleri abgesehen von der Färbung durch seine schlankere Gestalt und seinen flachen Kopf. Zudem fehlt ihm die Bepunktung auf der Bauchunterseite fast ganz.
Haltungsvoraussetzungen
Im Vergleich zu anderen räuberischen Welsen, die lange Barteln besitzen und wesentlich schwimmfreudiger sind, kommen selbst größere Exemplare von C. fowleri mit wenig Platz aus. In Frage kommen Becken ab etwa 600 Liter beziehungsweise entsprechend mehr an Volumen, will man den Wels mit anderen Fischarten vergesellschaften. Die Tiefe des Aquariums sollte mindestens 60 bis 70 Zentimeter betragen. Dann lässt sich auch für ein ausgewachsenes Tier noch ein hinreichend großes, für sein Wohlbefinden unbedingt erforderliches natürliches oder künstliches Versteck schaffen. Als ein solches bietet sich Moorkienholz oder ein Gefäß aus Terrakotta an. Eine Haltung ohne eine solche Rückzugsmöglichkeit, nur um dem Betrachter stets einen Blick auf den Wels zu ermöglichen, grenzt an Quälerei. Gegen ihre Natur versuchen solche Tiere dann sogar auf offener Fläche, sich im Boden einzugraben. Denn wie seine Gattungsgenossen ist auch C. fowleri recht lichtscheu. Um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern, sollte das Becken tagsüber nur schwach beleuchtet werden oder eine Schwimmpflanzendecke stellenweise für dunklere Zonen sorgen. Als Bodengrund empfiehlt sich ein Gemisch aus Kies feinerer Körnung oder Sand. Im Übrigen ist dieser Wels hart im Nehmen und lässt sich bei einer leichten Strömung, einer Temperaturbreite von 23 bis 27° Celsius und ansonsten „normalen" Wasserwerten gut halten. Gegenüber Krankheiten scheint er grundsätzlich robust zu sein. Sind seine Flossen aber erst einmal beschädigt, wie es beim Transport oder einer falschen Haltung aufgrund von Beißereien mit Art- oder Gattungsgenossen vorkommen kann, so dauert die Heilungsphase ausgesprochen lange. Daher sieht man nur wenige wirklich makellose Tiere.
Verhalten
Gleich nach dem Einsetzen wird der Pfleger feststellen, wie sich sein C. fowleri in das für ihn geschaffene Versteck zurückzieht. Wenige Tage später hat das Tier den Boden seines Quartiers von Kies frei gewedelt. Schon ein mittelgroßes Exemplar kann dabei gewaltige Kräfte freisetzen und ist in der Lage, selbst einen schweren Unterstand durch Druck mit dem Kopf und um sich Schlagen mit der Schwanzflosse scheinbar ohne große Mühe an einen ihm angenehmer erscheinenden Platz zu verschieben. In diesem Verhalten besteht eine Ähnlichkeit zu den anderen Cephalosilurus-Arten, die ebenfalls gern eine Behausung bewohnen und nach ihren Wünschen „einrichten". Ist das bisherige Versteck zu klein geworden, so platziert man ein größeres am besten zusätzlich im Becken; C. fowleri wird es spätestens nach einigen Nächten dankbar angenommen haben; sodann kann das frühere entfernt werden.
Der Pfleger braucht sich keine Sorgen zu machen, wenn sein Exemplar viel Zeit für die Eingewöhnung benötigt. Denn C. fowleri hält sich üblicherweise zunächst fast durchweg versteckt und frisst für eine Cephalosilurus-Art nur mäßig, auch wenn er sich sonst offenbar bester Gesundheit erfreut. Erst nach einigen Monaten wird er etwas aktiver. Während dann aber C. apurensis schon aufgrund seines größeren Appetits selbst am Tag hin und wieder den Weg aus seinem Versteck findet, lebt C. fowleri immer noch überwiegend zurückgezogen. Oftmals auf dem Rücken liegend, hat er in seinem Unterschlupf eine ungewöhnliche Ruheposition inne. Dieser Wels wird aber hellwach, wenn Futter verabreicht wird: Sogleich kommt er hervor, schnappt nach den Brocken, die in seiner Nähe absinken, und zieht sich rasch wieder zurück. Wie bei allen Cephalosilurus-Arten kann der Pfleger in der Folge beobachten, dass C. fowleri durch regelmäßige Drehungen seines Körpers, durch Reiben der Bauchgegend an der Behausung und durch Aufreißen seines Maules die Verdauung größerer Nahrungsstücke vorantreibt.
Ist der Eingewöhnungsprozess abgeschlossen, so zieht C. fowleri spätestens bei Einbruch der Dunkelheit regelmäßig eine Runde durch das Becken, bevor er in seine Behausung zurückkehrt. Ansonsten zeigt sich das Tier, sobald es hungrig ist. Insbesondere ausgewachsene Exemplare lehnen dann auch schon einmal, den Kopf hochgestellt, gegen die Seitenscheibe des Beckens. Aber auch sie lieben es, nach erfolgter Fütterung in ihren Verstecken zu ruhen und dort die Nahrung zu verdauen, und sei es nur hinter einer großen Wurzel.
Die Schwimmbewegungen führt C. fowleri ruckartiger und schneller aus als seine plumpen, weit behäbiger wirkenden Gattungsgenossen. Seine Wendigkeit kommt ihm auch bei der Jagd zugute. So ist er nicht nur wie die anderen Cephalosilurus-Arten darauf angewiesen, regungslos und bestens getarnt darauf zu warten, dass Fische entsprechender Größe den Angriffskreis unterschreiten, der ein plötzliches Zupacken lohnenswert erscheinen lässt. Vielmehr kann er zusätzlich als aktiver Jäger den Grund zwischen Steinen und Hölzern mit mitunter erstaunlich raschen Bewegungen absuchen und beim Aufstöbern aufgeschreckter Beute wie ein Torpedo blitzschnell zustoßen. Sobald diese erst einmal mit dem riesigen Maul gepackt ist, wird sie mit Hilfe der kräftigen Kiefer und einer Vielzahl kleiner, in mehreren Zahnreihen angeordneter spitzer Zähne sicher festgehalten. Diese Jagdmethode konnte ich bei meinem Exemplar einige Male beobachten, als es mit Löschen der Aquarienbeleuchtung noch jungen, wenige Zentimeter großen Zebrabuntbarschen (Archocentrus nigrofasciatus) nachstellte, die unter Wurzeln oder zwischen Steinen Schutz gesucht hatten.
Mit dem Größerwerden der Tiere und vor allem bei ihrer Pflege in zu kleinen Aquarien ist etwas Obacht geboten. Denn dann kann ihre Angriffslust zunehmen. Mögliche Aggressionen können sich sogar gegen die Beckeneinrichtung wie große Steine oder Hölzer, aber auch technische Geräte richten. Heizer, Pumpe etc. bringt man daher bei der Haltung von C. fowleri am besten geschützt hinter einem hinreichend starken Glaskasten oder ganz außerhalb des Aquariums unter! Dieses unberechenbare Verhalten ist für die Gattung Cephalosilurus wohl allgemein typisch, bei C. fowleri aber viel schwächer ausgeprägt.
Ernährung
Natürlich nehmen alle Arten der Gattung Cephalosilurus gern lebende Fische und besonders C. fowleri soll anfangs im Aquarium nur diese fressen. Offenbar lässt er sich jedoch genauso rasch wie C. apurensisund C. nigricaudus an Ersatzfutter gewöhnen. So ging mein Exemplar bereits wenige Tage nach dem Einsetzen bereitwillig an Tauwürmer und aufgetaute Stinte, akzeptierte dann aber auch Garnelen, Muscheln und Fischfilet. Besonders gierig ist es beim Verabreichen von Forellenstücken.
Wie alle Cephalosilurus-Arten bewegt sich auch C. fowleri wenig und verbrennt somit nicht viel Energie. Sein großer Magen vermag zwar große Portionen zu verdauen, das sollte aber wie in der Natur über mehrere Tage hinweg geschehen. Am besten gewöhnt ihn der Pfleger an einen festen Fütterungsrhythmus und verabreicht nur alle drei bis vier Tage Nahrung. Diese, bei Einzelhaltung empfohlene Vorgehensweise, kann jedoch bei großen, mit anderen Fischen vergesellschafteten Exemplaren problematisch werden. Zumal in den Sommermonaten, wenn die Temperatur im Becken über die üblichen 25° Celsius ansteigt, ist dem gesteigerten Stoffwechsel der Tiere durch ein Mehr an Futter Rechnung zu tragen. Sonst kann es passieren, dass sie versuchen, aufgrund ihres erhöhten Appetits selbst gleichlange Mitbewohner zu überwältigen. Grundsätzlich scheint diese Gefahr bei C. fowleri aber weit weniger gegeben als bei C. apurensis und C. nigricaudus, die um einiges gefräßiger sind.
Es ist leicht erkennbar, wann C. fowleri hungrig ist. Dann hat seine Behausung nämlich nicht mehr die Funktion als Ruheraum, sondern dient nun als Ausgangsposition für Überraschungsangriffe: Das Tier wird merklich unruhiger und insgesamt aufmerksamer; es ist für einen plötzlichen Vorstoß bereit.
Verhältnis zum Pfleger
Für den Raubwelsliebhaber wird C. fowleri bald etwas Besonderes sein, zumal wenn er ihn von klein auf großgezogen hat. Interessanterweise nutzt diese Art ihren Unterschlupf auch als Beobachtungsposten in Bezug auf den Pfleger. So registriert mein Exemplar es sofort, wenn ich den Raum betrete, in dem das Becken steht, denn es lässt dann den Kopf aus seinem Versteck herausragen und kommt mir ein Stück weit Richtung Frontscheibe entgegen. Vor allem größere Tiere zeigen sich selbst bei eingeschalteter Beleuchtung und nehmen das Futter von der Hand. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, denn C. fowleri bleibt im Unterschied zu den anderenCephalosilurus-Arten eher zurückhaltend. Ein Gutes hat dies jedoch: Anders als bei jenen laufe ich bei ihm erst gar nicht Gefahr, urplötzlich einmal beim Verabreichen von Streicheleinheiten gebissen zu werden.
Wachstum und Endgröße
Das Wachstum von C. fowleri ist vergleichsweise deutlich verlangsamt: Während C. apurensis zum Beispiel, als Jungtier von 10 bis 15 Zentimetern erworben, bei ausreichendem Platz und guter Fütterung in nur zwei Jahren einen Sprung von 30 bis 40 Zentimetern hinzulegen vermag, sind für C. fowleri im gleichen Zeitraum lediglich etwa 20 Zentimeter realistisch. Sein schwächeres Wachstum lässt auf eine kleinere Endgröße als bei C. apurensis schließen, was dem Pfleger bei der Haltung dieser Art im Aquarium entgegenkommt. Die bei Fishbase angegebene Maximallänge für ein männliches Tier von 40,5 Zentimetern dürfte in etwa zutreffend sein (Fishbase-Website, abgelesen am 4. Mai 2008). Vergleicht man die dort für die einzelnen Cephalosilurus-Arten vermerkten Endlängen, dann wird allerdings der Eindruck erweckt, als sei C. fowleri der größte seiner Gattung. So wird für männliche Exemplare von C. apurensis eine Endlänge von gerade einmal 29 Zentimetern angegeben (Fishbase-Website, abgelesen am 4. Mai 2008). Tatsächlich dürfte diese Art mit 60 bis 75 Zentimetern am größten werden. Verschiedentlich in Raubfischforen abgebildete Exemplare angeblicher C. fowleri mit Längen von 60 Zentimetern und mehr entpuppen sich bei näherer Betrachtung als C. apurensis. Auch die in einigen japanischen Büchern C. fowleri zugeschriebene Endgröße von über 70 Zentimetern ließe sich so erklären.
Vergesellschaftung
C. fowleri wird nachgesagt, sogar größere Fische zu attackieren und aufzufressen. Zwar gilt bei allen Cephalosilurus-Arten der Grundsatz, dass der Pfleger sich grundsätzlich für die Einzelhaltung entscheiden sollte, sofern er ganz auf Nummer sicher gehen möchte, keine Beifische zu verlieren. Andererseits sind nach meiner Erfahrung C. apurensis und C. nigricaudus willens und in der Lage, weit größere Futterbrocken als ihr Gattungsgenosse zu verschlingen. Selbst im Jugendalter leben bei ihnen alle Mitbewohner, die nicht größer oder nicht flink genug sind, ständig in der Gefahr, gefressen zu werden. Bei C. fowleri spricht bei einer Vergesellschaftung nichts gegen hochrückige Beifische. Zumal dann, wenn diese wie die meisten Cichliden auch noch hinreichend robust sind und überdies der Pfleger den beschriebenen Fütterungsrhythmus einhält. Denn sonst wird sich der von Natur aus räuberisch lebende Wels in der Nacht an seine Mitbewohner heranwagen. Diese Gefahr ist besonders hoch, wenn nicht an eine schwache Nachtbeleuchtung gedacht wurde, die gewährleistet, dass andere Fische ihm bei seinen nächtlichen Streifzügen rechtzeitig ausweichen können.
Bei der Aggressivität ist streng zwischen der innerartlichen und der anderen Fischarten gegenüber zu unterscheiden. Innerartlich verhält sich C. fowleri äußerst aggressiv und territorial. Selbst in einem Großbecken wird das stärkste Tier nachts seine kleineren Artgenossen schon nach kurzer Zeit so drangsaliert haben, dass deren Tod nur noch durch ein Umsetzen verhindert werden kann. Das Gleiche gilt, sofern man versucht, unterschiedliche Cephalosilurus-Arten zu vergesellschaften. So schlug C. fowleri meinen versuchsweise hinzugesetzten C. apurensis, der nicht nur etwas länger ist, sondern aufgrund seiner größeren Körpermasse auch wesentlich kräftiger wirkt, nach kurzem Geplänkel in die Flucht. C. nigricaudus scheint ihn an Aggressivität allerdings noch zu übertreffen.
Gegenüber anderen großen Fischarten gibt sich C. fowleri insgesamt friedlich: Während C. apurensis und C. nigricaudus jeden, der sich ihren Verstecken nähert, zunächst
durch Drohgebärden und erforderlichenfalls durch Schnappen auf Abstand zu halten wissen, ist sein territoriales Verhalten weit weniger stark ausgeprägt. So wehrt mein C. fowleri selbst
kleinere Saugwelse nur dann ab, wenn diese ihm allzu nah zu Leibe rücken oder sich gar in seiner Höhle aufhalten wollen. Andererseits hat auch dieses Exemplar nach einiger Zeit sein Revier
abgesteckt, in dem es bestimmte, sich überwiegend in der oberen Hälfte aufhaltende Beifische duldet, Bodenbewohner vor allem nachts jedoch auf Distanz zu halten weiß. Offensichtlich hat es sich
an einige bereits seit längerem mit ihm zusammen lebende Heros efasciatus gewöhnt. Aggressionen ihnen gegenüber konnte ich nie beobachten. In entsprechenden Großbecken ist natürlich auch
die Haltung mit verschiedenen Süßwasserrochen, „Riesensalmlern" wie dem Roten Pacu (Piaractus brachypomus), aber auch mit anderen Raubwelsen wie dem ebenfalls aus dem Rio São Francisco
stammenden Lophiosilurus alexandri denkbar.
Der Pfleger sollte allerdings die Vergesellschaftung mit revierbildenden Arten vermeiden. Denn nur wenige Zentimeter mehr in der Körperlänge können bei C. fowleri schlagartig eine radikale Änderung im Wesen mit sich bringen. Vermutlich hängt dieser Wandel mit dem Eintritt der Geschlechtsreife und einem von da an ausgeprägteren territorialen Verhalten zusammen. Vor allem weibliche Tiere sollen dann mit gesteigertem Selbstbewusstsein aufwarten und sich zu Herrschern über alle Beckeninsassen aufspielen. In so einem Fall ist es geschickt, wenn der Pfleger für Umsetzungszwecke gegebenenfalls auf ein weiteres Becken zurückgreifen kann.
Geschlechtsunterschiede
Weibliche Tiere dürften etwas größer werden als ihre männlichen Geschlechtsgenossen. Unterschiede sollen speziell im Alter auch in der Färbung bestehen. Im Übrigen sind wie bei allen Cephalosilurus-Arten die Männchen an ihrer länglichen, zugespitzten Form der Genitalpapille zu identifizieren.
Zusammenfassung
Für den auf große räuberische Arten spezialisierten Welsfreund ist C. fowleri schon von seinem farb-, form- und bewegungsbedingt auffallenden Äußeren haltenswert. Wer also einen „Ferrari", und diesen Spitznamen hat ein Aquarianer seinem Exemplar nicht ganz zu Unrecht gegeben, in sein Großbecken setzen möchte, den kann ich zu diesem Schritt nur ermuntern, zumal sich die Art auch nicht als der ganz schlimme Rüpel erweist.
Literatur
Werner, André (2005): Neu importiert - Cephalosilurus fowleri, Datz 58 (11): 29.
Ros, Christopher & Ros, Wolfgang (2007): Cephalosilurus apurensis - Ein gefräßiger Lauerräuber, aber nicht ohne Charme, Datz 60 (5): 38-42.
Ros, Wolfgang (2008): Cephalosilurus nigricaudus und seine Abgrenzung zu Cephalosilurus apurensis, AF 40 (1), Nr. 199: 34-36.
Anmerkungen
Dieser Artikel wurde in der Juli 2008-Ausgabe (S. 3-7) des von Sebastian Karkus herausgegebenen Online Aquarium-Magazins (OAM) veröffentlicht.
Takafumi Iimura (Rayon Vert Aqua corporation Japan) danke ich für die Erlaubnis zur Wiedergabe obiger drei, ein junges Exemplar zeigenden Fotos.
Wolfgang Ros