Katzenwelse (Ameiurus nebulosus) - damals wie heute
Gestandene Aquarianer der Jahrgänge 1960er oder noch älter haben vielfach in ihrer Kindheit oder Jugend schon mal einen oder mehrere Katzenwelse als Goldfische gepflegt Oft war dies der Einstieg in die Aquaristik. So war das auch bei mir. Obwohl ich noch ein paar Lenze älter als die 1960er bin, hatten es mir die schwarzen Kobolde damals angetan. Und wie das so ist: Alte Liebe rostet nicht. Auch heute pflege ich wieder seit ein paar Jahren Ameiurus nebulosus, den Zwerg oder Katzenwels.
Was ich in meiner Jugend für eine Art hielt, ist leider nicht mehr festzustellen. Wahrscheinlich war es Ameiurus melas. Aber selbst versierte Welskenner können die beiden Arten kaum unterscheiden. Immer wieder taucht in der Literatur die Behauptung auf, man könne die Arten an der Anzahl der Flossenstrahlen in der Afterflosse unterscheiden. Die Unterscheidung beträgt ein bis zwei Strahlen. Davon halte ich gar nichts. Viel entscheidender ist meiner Meinung nach die Kopfform der Welse. Während A. melas ein relativ kurzes "Gesicht" aufweist, hat A. nebulosus eine längere "Schnauze". Auch der "Specknacken" ist bei älteren Fischen ausgeprägter. A. melas ist im Jugendkleid tiefschwarz, während A. nebulosus eher Anthrazitfarben aussieht. Mit fortschreitendem Alter werden die Tiere dann immer gräulicher, mit erdigen bräunlichen Nuancen. Der Bauch ist meistens hell, oft weißlich, in uni oder wolkig meliert. Vielfach runden viele kleine weiße Punkte das farbliche Erscheinungsbild ab. Das sind die Farbtöne, die zu einem richtigen Wels passen.
Wurden in jungen Jahren die Welse mit 15 bis 20 cm mir schon zu groß (damals waren die Becken noch begrenzt groß, oder auch die Größe des Geldbeutels), so sind heute Aquarien mit drei- bis sechshundert Litern ja durchaus erschwinglich und man kann seinen Pfleglingen eine vernünftige Bassingröße bieten.
Meine beiden Tiere haben nach etwa vier Jahren eine Größe von 30 bis 34 cm erreicht. Im letzen Jahr sind sie längenmäßig nicht mehr gewachsen. Dafür wurden sie rundlich, höher und viel stämmiger. Jetzt sehen sie richtig gut aus. Das Aquarium wird nicht geheizt. Katzenwelse sind ja Kaltwasserfische. Die Temperatur im Wasser beträgt dennoch 18 bis 25°. Bei guter Durchlüftung und Filterung bereitet das den Tieren keine Probleme. Im Sommer bei einer "Affenhitze" sollte man aber aufpassen und rechtzeitig für Kühlung sorgen. Am besten hat sich hierbei immer noch der gute alte Wasserwechsel bewährt.
Aquarienheizungen sind ja geradezu spottbillig gegen die utopischen Preise guter Kühlanlagen. Beleuchtet ist das Welsbecken auch nicht. Welcher Wels liebt schon grelles Licht? Ein Nordfenster ist etwa 1,50 Meter entfernt und gibt genügend Licht für die Fische ab. Gefiltert wird das Welsambiente durch einen großzügigen Hamburger Mattenfilter. Oft liest man in der Literatur, dass Zwergwelse keine Strömung mögen. Meine beiden stört das nicht und das Wasser ist immer kristallklar. Katzenwelse wühlen auch nicht so im Bodengrund wie man es z. B. von Clarias-Welsen her kennt.
Die Einrichtung des Aquariums besteht aus normalem Aquarienkies gröberer Körnung als Bodengrund und einigen rundlichen Steinen. Höhlen als Unterschlupf sollte man auf jedem Fall bieten. Am besten eignen sich fest verankerte oder geklebte Steinplatten, damit nichts ins Rutschen kommt und sich die Tiere nicht verletzen. Als Jungfische liegen alle Welse am liebsten in einer Höhle, später im Alter bevorzugt man Einzelquartiere. Einige wenige Riesenvalisnerien, in Blumentöpfen, runden das Bild ab.
Natürlich müssen sie wegen des Lichtmangels ab und zu ausgetauscht werden. Eine starke Veralgung an Steinen und sonstigem Dekorationmaterial sieht nicht unnatürlich aus. Sogar Pinselalgen können dekorativ aussehen. Auch in der Natur gibt es Algenfelder. Und wer größere Welse hält, möchte ja sowieso kein holländisches Pflanzenbecken haben - und auch nicht bekommen.
Futtermäßig sind meine Fische leicht zufrieden zu stellen. Sie lieben Futtertabletten: braun, grün, mit oder ohne Spirulina. Großflocken werden auch gefressen. Forellenpellets sind gefragt, man sollte sie aber wegen der starken Verschmutzungsgefahr äußerst sparsam füttern. Die bekannten roten, schwarzen und weißen gefrorenen Mückenlarven werden gern genommen. Natürlich ist da eine halbe Tafel für eine Mahlzeit schnell verbraucht. Mit Wasserflöhen und sonstigem Kleinfutter machen Sie sich bei den Tieren nicht beliebt. Regenwürmer, selbst gesucht, sind eine Delikatesse für Zwergwelse. Vorsicht ist aber wieder bei gekauften Würmern z. B. aus Anglergeschäften geboten. Futterfische, ob lebend oder tot, biete ich A. nebulosus nicht an. Einmal habe ich es mit Guppys probiert, aber scheinbar sind Futtertabetten doch leckerer. Übrigens schwimmen immer einige halbwüchsige Ancistrus spec. mit im Becken, ohne dass ihnen ein Haar gekrümmt wird.
Für den Fischfreund, der sich für die Zucht interessiert, sei gesagt, dass Nachzuchten selbst in größten Aquarien äußerst selten sind. Wichtig scheint hierbei wohl eine recht kühle Überwinterung zu sein. Häufig werden im Frühjahr Jungwelse in Gartencentern und Fachgeschäften als Teichfische angeboten. Nutzen sie die Gelegenheit, Sie werden von den Preisen angenehm überrascht sein. Bei der Beschaffung kann ich bestimmt behilflich sein.
Aber setzen Sie die Welse bitte nicht in einen Gartenteich. Oft gehen die Tiere wegen der starker Nahrungskonkurenten in Form von freßgierigen Kois und Goldfischen ein. Überleben die Katzenwelse, bekommt man sie sowieso nicht zusehen, da immer die dunkelsten Ecken im Teich aufgesucht werden. Viel, viel besser sind diese herrlichen Tiere in einem geräumigen Aquarium aufgehoben, wo man sie auch richtig beobachten kann. Aber kaufen sie nicht zu viele Tiere. Bedenken Sie die Endgröße.
Heimatlich kommen Katzenwelse, Catfish, aus Nordamerika, wo auch verschiedene Arten leben. Einige werden recht groß und sind beliebte Angelfische in den Staaten. Auch ich hatte das Glück, vor einigen Jahren Catfish in den USA zu angeln. Ameiurus nebulosus wird in der Natur etwa 40 cm. In der Vergangenheit der USA mußten die Katzenwelse oft als Sklavenessen herhalten.
Bei uns in Deutschland wurden Zwergwelse etwa um 1900 eingeführt und in heimische Gewässer ausgesetzt. Auch heute gibt es noch in vielen Gegenden feste Bestände. Der große Hit für Angelfreunde wurde die Art zum Glück nie.
In Aquarium ist der Katzenwels ja auch viel besser als in der Bratpfanne aufgehoben. Ein preiswerter Fisch für Individualisten, die das Besondere suchen und keine schreiend bunten Modefische wollen. Bei der Anschaffung sollte man sich gleich auf eine langjährige Pflege und Haltung einstellen, denn Katzenwelse sind keine Saisonfische.
Für weitere Informationen zu Ameiurus nebulosus siehe auch meinen Bericht "Katzenwelse sind gar nicht so" in:
D. Aqu. u. Terr. Z. (Datz) 11/2004, Aquarienpraxis, S. 10f.
Reinhold Wawrzynski