Verfressene kleine Kobolde: Batrochoglanis raninus

Frosch-Fettwels (Batrochoglanis raninus)

Der recht große Fischhappen im Maul dieses ansprechend gefärbten, noch jungen Frosch-Fettwelses (Batrochoglanis raninus) lässt keinen Zweifel aufkommen: Wenn dieser Räuber, der tagsüber sehr versteckt lebt, nach Einbruch der Nacht auf Nahrungssuche geht, so vermag er jeden Fisch zu verschlingen, der in sein Maul hineinpasst. Und sind Beutefische passender Größe vorhanden, so kann er so viele fressen, dass ihm beinahe der Bauch platzt. Diese Fähigkeit hat er mit seinem Namensvetter, dem asiatischen Froschwels (Clarias batrachus) gemeinsam.

Die ausgesprochen räuberische Lebensweise gilt es bei der Vergesellschaftung von Batrochoglanis raninus zu berücksichtigen. Gefährdet sind vor allem schlanke Mitbewohner. Diese sollten sogar größer sein als der Wels selbst, um nicht Gefahr zu laufen, eines Tages verspeist zu werden.

Frosch-Fettwels (Batrochoglanis raninus) adult

Der Frosch-Fettwels ist in fast ganz Amazonien zu Hause. Die Art erreicht im Aquarium eine Länge von 10 bis maximal 12 Zentimetern (die hier beim Umsetzen abgelichteten Tiere sind bereits über 10 Zentimeter lang) und gehört damit zu den kleiner bleibenden Raubwelsarten. Vor einigen Jahren hatte ich mir gleich mehrere junge Exemplare angeschafft, die gerade einmal um 5 Zentimeter groß waren. Nach dem Einsetzen in ein dicht bepflanztes kleineres Becken bezog jedes sein eigenes Versteck, nämlich im Kies verankerte Kokosnussschalen. Etwa eine Woche habe ich die Welse dann zunächst nicht mehr gesehen. Selbst Stückchen von FD-Futtertabletten, die ich nach dem Löschen der Aquarienbeleuchtung in der Nähe ihrer Verstecke fallen ließ, rührten sie nicht an.

Ab der zweiten Woche konnte ich zumindest noch feststellen, dass die Tiere lebten. Denn immer öfter lukten sie mir ihren Köpfen für kurze Zeit aus ihren Behausungen hervor. Und mit ein wenig Glück konnte ich dann sogar das eine oder andere Exemplar dabei ertappen, wie es blitzartig vom einen Versteck in das nächste sauste, das jedoch schon mit einem Artgenossen besetzt war. So waren diese „Besuche“ nur von kurzer Dauer, denn nach heftigem Gerangel, bei dem die Kokosnussschale sogar leicht angehoben wurde, verließ bald darauf wieder ein Frosch-Fettwels die Behausung. Zwar suchten die Tiere immer wieder die Nähe zueinander, aber mehr, um zu „stänkern“, als wirklich gesellig im eigentlichen Sinn möchte ich sie nicht bezeichnen.

Schließlich ging ich dazu über, hälftige Stinte oder kleinere Happen von Fischfilet zu verfüttern, und siehe da: Schlagartig schossen die Tiere aus ihren Behausungen und verschlangen gierig die angebotene Nahrung. Jetzt merkte man überdeutlich, dass sie einige Zeit gehungert hatten. Ein Exemplar wurde in der Folge sogar so zutraulich, dass es auf diese Weise regelmäßig aus seinem Versteck gelockt werden konnte und mir die Futterhappen direkt aus den Fingern nahm.

Batrochoglanis raninus ist ausdauernd und seine Haltung im Aquarium leicht, sofern einige Grundvoraussetzungen beachtet werden: Ein 150-Liter-Becken ist für die Pflege von zwei bis drei Exemplaren bereits völlig ausreichend. Die Temperatur sollte zwischen 22 und 25 Grad Celsius liegen, eine leichte Strömung, gute Filterung und wöchentliche Teilwasserwechsel sind anzuraten. Für schattige Plätze ist zu sorgen, die Beleuchtung muss deutlich gedämpft sein! Außerdem ist für jedes Tier mindestens ein Versteck bereitzustellen. Der Kies sollte nicht scharfkantig sein, denn bei Erschrecken können die Tiere ziemlich ungestüm sein und sich dann aufgrund ihrer ungeschützten Haut leicht verletzen. Bei einer Vergesellschaftung mit anderen Arten ist neben deren ausreichender Größe auch darauf zu achten, dass diese nicht aggressiv sind, denn dann kümmert Batrochoglanis raninus. Zu empfehlen sind ruhige Cichliden kleiner bis mittlerer Größe, konkret erwies sich die Vergesellschaftung mit dem Purpurprachtbarsch beziehungsweise Königscichliden (Pelviachromis pulcher) als unproblematisch.

Pelviachromis pulcher und Batrochoglanis raninus
Pelviachromis pulcher und Batrochoglanis raninus

Füttern sollte man vor allem das gängige Lebend- oder Frostfutter wie Tubifex und Mückenlarven, später dann auch Stinte und kleine Happen von Fischfilet.

 

Alles in allem ist Batrochoglanis raninus eine Rarität für Welsspezialisten, die sich an einem Fisch erfreuen können, den sie zumeist nur mit Mühe im Becken ausmachen können, der sich dann aber auch als quirliger, streitsüchtiger Kobold erweisen kann.

 

Wolfgang Ros